Konzertfotografie: Ausrüstung und Vorgehensweise

Blind Guardian - RockHard 2016

Blind Guardian - RockHard 2016

Ich hatte vor einiger Zeit einen Blogpost geschrieben, wie man in die Konzertfotografie "reinkommt".
Danach kamen einige Anfragen, was man denn konkret für Ausrüstung braucht und wie man vorgeht.

Ich möchte daher mal einen Überblick geben, wie ich mit der Technik begonnen hatte und wie ich so arbeite, was die Einstellungen betrifft.

Nikon D810, 70mm f/2.8, 1/160 Sek. ISO 1000

Ich hatte eine Nikon D90, deren heutiger Nachfolger die D7200 ist und ein 50mm 1.8 Objektiv.
Damit habe ich kleine Konzerte in schlecht beleuchteten Läden fotografiert.

Die Blende von 1.8 hilft dabei ungemein und teuer ist das Teil auch nicht.
Egal, ob Canon, Nikon, Sony oder Pentax.
Die teureren Linsen, z.B. das 70-200 2.8 oder 24-70 2.8 braucht man, grade am Anfang, eigentlich nicht.
Jedenfalls dann nicht, wenn man klein anfängt und vor (oder auf) der Bühne ein bisschen Raum zum Rangieren hat.

Es gibt, bei den Konzerten, die ich fotografiert habe, einen recht festen Wert für die Belichtungszeit, an dem man sich orientieren kann:
Im Rock- und Metalbereich waren bei mir immer 1/100 Sekunde oder schneller nötig, einfach weil sich die Leute in dem Genre schnell bewegen.

Der nächste Punkt ist die Blende, um etwas Schärfe zu behalten, nehme ich den Wert 1.8 nur selten.
Wenn das Licht es zulässt, bin ich bei 4 unterwegs.

Wertvoll zu wissen ist, wie hoch man den ISO-Wert der Kamera stellen kann, ohne, dass das Rauschen zu sehr ins Gewicht fällt.
Bei meiner D90 war bei ISO 800 Schluss.
Bei höheren Werten, gingen so viele Details verloren, dass man Gesichter kaum noch erkennen konnte.
Das ist bei den heutigen Modellen sicherlich etwas anders.
Ich stelle bei besserem Licht meist die Empfindlichkeit als erstes herunter, einfach um ein paar Aufnahmen zu haben, die rauschärmer sind.

Bei Vollformatkameras, mit denen ich heute fotografiere, ist die Sachlage etwas entspannter, aber kaum ein Anfänger wird direkt in etwas derartiges investieren wollen.

Wenn die 4'er Blende, die 1/100 Sekunde Belichtungszeit und ein ISO Wert von 800 nicht ausreichen, mache ich als erstes die Blende auf.
Erst auf 2.8 und schließlich auf 1.8, reicht auch das nicht, frage ich den Lichttechniker, ob "noch was geht".
Meist kann der etwas helfen.
Immer nett zum Lichttechniker sein!

Ist auch das nicht genug, bzw. gibt es keinen Lichttechiker, muss man sich entscheiden, entweder den ISO-Wert doch noch hochzujagen und das Rauschen einfach hinzunehmen, das Risiko einzugehen, die Belichtungszeit zu verlängern und einfach zu hoffen, dass ein paar Aufnahmen was werden, ooooder...einen Blitz zu benutzen und diesen möglichst schwach einzustellen, um die Bilder nicht totzublitzen..

Eigentlich gilt bei Konzerten: Blitz-->Pfui!

Es gibt Kellerclubs in denen es einfach nicht anders geht.
Ist der Einsatz von Blitzen verboten, kann man, unter Umständen, noch das Risiko eingehen und eine Taschenlampe benutzen.

Es ist weiter wichtig im RAW-Modus zu fotografieren, sofern man das nicht sowieso immer tut.
Mit dem RAW-Format kann man auch manche unterbelichtete Fotos noch retten.

Hilft keiner dieser Schritte weiter, muss man sich irgendwann eingestehen, dass es zum Fotografieren einfach etwas Licht braucht.
Kein technischer Trick der Welt, kann dieses physikalische Grundprinzip umgehen oder aushebeln.
Kein Licht-->Kein Foto.

Auch nicht mit einer D800 oder 5D MkIII.

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Joachim Lehmann